Ein Bild des Teams der Kardiologie

Kardiologie – Herzmedizin

Kardiologie – Herzmedizin

"Wieso braucht es überhaupt Kardiologie in einem peripheren Spital in Tanzania?", werde ich oft gefragt.

Die Basisversorgung in der Inneren Medizin (nicht-operativ) ist in Ifisi an 'unserem' Spital grundsätzlich gewährleistet. Es hat ausgebildetes Personal, Basisdiagnostik wie Labor und Röntgen und ein genügendes Medikamentensortiment. Damit kann schon sehr vieles erreicht werden.
Die Kardiologie ist ein zentrales Spezialfach der Inneren Medizin. Die Herzerkrankungen beeinflussen sehr stark die Prognose und die Symptomatik bei betroffenen Patientinnen und Patienten, insbesondere auch dann, wenn zusätzlich noch eine andere akute Erkrankung wie Lungenentzündung oder Malaria dazukommen.
In der Schweiz ist die Herzmedizin grösstenteils Altersmedizin. Bei uns entwickeln sich die Herzerkrankungen im Laufe des langen Lebens, sie werden oft auch als sogenannte Zivilisationserkrankungen angesehen (ausgelöst durch Rauchen, Übergewicht, Bewegungsarmut, dadurch entsteht Diabetes und Bluthochruck). Die wenigen angeborenen und in jungen Jahren erworbenen Herzerkrankungen werden bei uns durch das System früh erkannt und entsprechend behandelt.
In Ifisi ist es genau umgekehrt: Die vielen angeborenen und in jungen Jahren erworbenen Erkrankungen werden nicht entdeckt oder erst 'zu' spät und dementsprechend auch zu spät oder gar nicht behandelt. Es fehlt an Spezialwissen und spezieller Diagnostik.
Beispielsweise gab es in der ganzen Region Mbeya (ca. 1.5 Mio Einwohner) kein Herzspezialist und kein Herzultraschallgerät! Da wollten wir ansetzen.

Im Laufe der letzten 11 Jahre konnten wir insgesamt 2 mobile Herzultraschallgeräte und 2 EKG-Geräte nach Ifisi bringen, welche vom technischen Stand auf unserem Niveau in der Schweiz sind. Gleichzeitig haben wir begonnen in 1-2 Einsätzen pro Jahr die Ärztinnen und Ärzte vor Ort in der Anwendung der Techniken zu schulen, dies immer direkt in einem 1:1 Teaching am Patienten. So machen die jungen Leute sehr rasch riesige Fortschritte und können die Untersuchungen auch während unserer Abwesenheit selbständig durchführen. Dank den modernen Kommunikationsmedien können wir aus der Schweiz dabei zeitnah die Supervision gewährleisten, beziehungsweise im Einzelfall sogar direkt live. Ein Team von 3 Kardiologen aus der Schweiz unterstütz dabei ein Team von 3 Ärztinnen und Ärzten vor Ort. Alle kennen sich persönlich von verschiedenen Einsätzen, das gegenseitige Vertrauen ist da entscheidend. Sie führen pro Jahr etwa 300 Herzultraschalluntersuchung durch und können dadurch die richtigen Diagnosen stellen und entsprechend auch die richtigen Medikamente einsetzen. Nicht selten können damit auch vermutete Diagnosen ausgeschlossen werden, was für die Betroffenen natürlich das Beste ist.

Wie geht es weiter?

In der Schweiz sind wir 2 neue, junge KardiologInnen am Rekrutieren, welche zu unserem Team stossen werden. Vor Ort suchen wir immer wieder nach neuen interessierten ÄrztInnen, welches die Ausbildung machen möchten. Auf Grund unserer Initiative und auch unserer Unterstützung konnte Dr. Martin Mbwile zunächst den Facharzt für Innere Medizin und danach auch noch den Facharzt für Kardiologie in Dar es Salaam machen. Dr. Martin wird im Oktober 2024 wieder zurück in Ifisi sein. Dort wird er wieder seine Schlüsselrolle als Medizinischer Direktor einnehmen und fachlich natürlich den Bereich Innere Medizin und die Kardiologie leiten. Weiter werden wir ein 3. Ultraschallgerät im Sommer nach Ifisi bringen, ist doch das erste Gerät schon langsam in die Tage gekommen. Ziel ist es auch, unser Fachwissen in die breitere Innere Medizin in Form von Fachvisiten auf den Stationen einzubringen und vermehrt in der Notfallmedizin Fuss zu fassen.

Es gibt viel zu tun, es macht aber unglaublich Freude

Stefan Christen

Zuletzt aktualisiert am 26. Mai 2024 um 21:38:23